Kölnische Blätter

Mittwoch 3. Juni 1868

Provincielles

Über den an der westfälisch - waldeck'schen Grenze sein Unwesen treibenden Wilderer Klostermann schreibt man uns unterm 2. Juni: Seit dem [von uns berichteten] Erschießen des Gesellen Klostermann`s werden die größten Kraftanstrengungen gemacht, des gefährlichen Menschen habhaft zu werden. Es versammeln sich die Förster der Umgegend, fast zwei Dutzend und halten Streifzüge; desgleichen treffen von Paderborn und aus Arolsen Militär-Piquets an verschiedenen Tagen ein, so noch in der Nacht vom Freitag zum Samstag, wo mehr als fünfzig Soldaten das Dorf Westheim umzingelten und durchsuchten, weil man hier und in anderen Ortschaften im Verdachte steht, dem Wilddieb Vorschub zu leisten. Die Landleute sehen es übrigens gern, dass die wilden Schweine, Rehe und Hirsche, die ihre Felder arg heimsuchen, weggeschossen werden, gleichviel durch wen. Dabei versteht es Klostermann, der erst 20 und einige Jahre zählt, sich bei geselligen Zusammenkünften, namentlich bei Tanzvergnügen, angenehm zu machen, besonders bei den Damen, die er mit Wein und schönen Worten tractiert. Klostermann kam vor ca. fünf Jahren mit seinen Stiefeltern aus Schlesien nach Scherfede und schießt auch seitdem so viel Wild, wie ihm beliebt und gelingt; durch Unterhändler versteht er selbes zu versilbern. Die wilden Schweine haben sich in den Kreisen Warburg, Büren und Brilon, von den großen und dichten Wäldern begünstigt, sehr vermehrt trotz der Treibjagden, die in der Regel nur winzige Resultate im Gefolge haben. So entkamen bei einem am Freitag angestellten Treiben die alten Schweine sämtlich, und es wurden nur zwei Frischlinge erlegt. Durchgreifender und nur erfolgreich wird dieser Calamität dadurch abzuhelfen sein, dass man es den Eigentümern gestattet, die Wildschweine auf ihrem Acker zu erlegen.